The Real International Admirals Cap
Für die Freizeitsegler mit ihren herkömmlichen Jachten war
das Regattasegeln, im Gegensatz zu den Großregatten (Kai-
serregatta ...), von jeher Volkssport. In der Zeit nach dem Zwei-
ten Weltkrieg trat mit dem Aufkommen des Wirtschaftswunders
und des damit verbundenen allgemeinen Wohlstandes eine
signifikante Veränderung im Regattasport ein. Die `volkstüm-
lichen´ Regatten wurden zunehmend zu Hochleistungsveran-
staltungen mit Siegesverpflichtung und den damit einhergehen-
den Materialschlachten. Aus den alten Fahrtensegelbooten
wurden gestylte Hochleistungs-Rennyachten, was die Unko-
sten für Schiff und Umfeld in astronomische Höhen trieb, die
das Volk von diesen Veranstaltungen ausschloss. Zusätzlich
wurden die Boote nicht mehr nach der ursprünglichen deut-
schen `Kreuzer-Rennformel´ (KR) vermessen, sondern internati-
onal nach `RORC´, was den soliden Fahrtenseglern keine Chance ließ. Auch diese Vermessung war
erheblich teuer, da sie nicht mehr durch vereinseigene Vermesser ausgeführt werden konnte. So wurde der
einstige Volkssport zur elitären Veranstaltung für wenige Gutbetuchter. Trotzdem blieb es nicht aus, dass
Sponsoren gesucht werden mussten, die wiederum die Schiffe als Werbeträger nutzten; bei Hobbyseglern
inakzeptabel.
Zwei Mitglieder der Seglervereinigung Cuxhaven (SVC), Dr. Meinhard Kohfahl und Konteradmiral im Ruhe-
stand Hans-Rudolf (Harro) Rösing, riefen als Alternative eine eigene Regatta nach den hergebrachten
Regeln ins Leben. Sie sollte zwar ernsthaft, aber nicht ernst sein. Zum `Fixpunkt´ wurde dabei der vor dem
englischen Cowes ausgetragene `Admirals-Cup´, eines jener ehrwürdig-traditionelle Nobelrennen. Das der
englische Admirals-Cup außer dem Namen nichts mit militärischen Admiralen zu tun hat, legte dem Cuxha-
vener Perdant gewissermaßen die Eckpunkte in die Wiege.
In einer Sitzung vom 5. März 1978 wurden im erweiterten Rahmen die Grundregeln
festgelegt:
•
Es dürfen nur echte Marine-Admirale teilnehmen
•
Es darf nur mit herkömmlichen Jachten gefahren werden
•
Der Preis soll ideell und amüsant sein.
Diese Vorgaben führten zum einzig möglichen
Preis für einen Admiral: dem Admiralshut.
Damit wiederum war auch der Name der neuen
Regatta geboren: `Admirals Cap´. Die Regel, dass
hier ausschließlich echte Admirale zugelassen wa-
ren, führte dann zum ultimativen Regattanamen:
`The Real International Admirals Cap´.
Unter intensiver Vorbereitung durch Mitglieder der SVC wurde ein maritimes Ereignis realisiert, welches im
zweijährigen Rythmus über viele Jahre einen Namen in der Cuxhavener Veranstaltungsliste hatte.
1978 wurde die Regatta erstmalig unter reger Anteilnahme durch die
Cuxhavener Bevölkerung und Kurgäste ausgetragen. Jachten und ergänzende
Crews wurden vom Verein gestellt; jeweils mit der dem Rang des Teilnehmers
entsprechender Admiralsflagge. Zu segeln war ein dreimal zu umrundender
Dreieckskurs in der Grimmershörnbucht. Der Gewinnerpreis, der Admiralshut,
war in einem Theaterfundus aufgestöbert worden. Das Rahmenprogramm wur-
de geboten durch eine Seenot-Rettungsübung der DGzRS und Rettungshub-
schrauber der SAR aus Heide in Holstein. Den kulturellen Part bestritt der
Shantychor der Cuxhavener Lotsen. Schirmherr der Veranstaltung war der
Admirals-Cap-Gewinner und Vize-Präsident des Deutschen Seglerverbandes
Hans-Otto Schümann, Starter der Leiter der DGzRS, Kapitän Uwe Klein.
Natürlich waren gemäß den üblichen Regattaregeln auch Proteste zulässig;
hier jedoch gebührenpflichtig. Erster Gewinner war Konteradmiral Erdmann, ein Vorkriegs-`Fastnet-Race´-
Teilnehmer. Alle Gewinne aus der Veranstaltung flossen der DGzRS zu.
Infolge des zunehmenden Alters der Admirale und des sich verändernden Interesses
des Publikums wurde das Rennen letztmalig 1994 ausgetragen. Gewinner dieses
Admirals Cap war der Konteradmiral Dieter Erhard.
Der Pokal hat seither seinen Platz im Vereinsbüro der Seglervereinigung in der
Kapitän-Alexander-Straße gefunden.
Es ist nicht bekannt, ob der "The Real International Admiral's Cap" zu einem Um-
denken bei den Regattaseglern geführt hat, wieder Fahrtensegler einzusetzen. So
wird seit längerer Zeit die "Yardstick-Wertung" angewandt. Sie besagt, dass eine
Jacht nicht vermessen, sondern ihr Geschwindigkeitspotential empirisch ermittelt wird,
sodass in der gemeinsamen Regatta kein Jachttyp bevorzugt oder benachteiligt wird.
Abspann
Dank an
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Dr. Jens Kohfahl, Cuxhaven
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Friedhelm Landwehrmann, Seglervereinigung Cuxhaven
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Grimm
Quelle: Seglervereinigung Cuxhaven - Ein Rückblick auf 75 Jahre Vereinsleben
Erstveröffentlichung: cuxpedia.de