Dr. Kohfahl wurde 1926 in Cuxhaven in eine Mediziner- und Autoren-
familie geboren. Bereits sein Großvater Rudolf Kohfahl war Mitautor
mehrerer Bücher über Hamburg und Umgebung. Sein Vater, Dr. Arnold
Kohfahl (* 1888 - † 1957), war in Cuxhaven neben seiner 1927 am Strich-
weg in der Villa Senta gegründeten allgemeinmedizinischen Praxis als
Hafen- und Quarantänearzt tätig. Er verfasste ein medizinisches Buch,
seine Mutter veröffentlichte ein Heimatbuch.
Nach seinem Studium an der Universität Mains wird er unter Dr. Lessing
Assistenzarzt in der Inneren Abteilung am Stadtkrankenhaus Cuxhaven
und an den Landeskrankenanstalten Sanderbusch bei Wilhelmshaven.
Hier bewerkstelligt er zusammen mit anderen Ärzten die funkärztliche
Beratung der deutschen Seeschifffahrt (Medico). In dieser Zeit entwickelte
er die erste Checkliste für die funkärztliche Beratung bei medizinischen
Notfällen. Nach ihr erfolgt die Abfrage der Symptome des erkrankten oder
verletzten Patienten.
1957 übernimmt er nach dem Tod seines Vater die Praxis im Strichweg 78
als selbstständiger Allgemeinmediziner, sowie u.a. auch die Funktion des
Hafenarztes, welche sein Vater bereits in den Jahren 1925 - 1933 inne hatte. Diese unter Hamburger
Aufsicht stehen Tätigkeit geht gegen Ende der 1990er Jahre an das Gesundheitsamt des Landkreises
Cuxhaven über.
Der Seenot-Arzt
Noch während seines Studiums wird der passionierte Freizeitsegler auf Initiative des DGzRS-Vormannes
Rolf Hoffmann in die Arbeit der Seenotrettung involviert. Er wird erster offizieller Seenotarzt der DGzRS auf
der Station Cuxhaven. Das bedeutet, zwischen einmal monatlich und dreimal in einer Nacht fährt er mit den
Seenotretter zu Notfällen auf See und führt unter Umständen schon vor Ort auf dem Havaristen die
medizinische Erstversorgung durch.
Zu der Zeit besteht die gesamte medizinische Notfall-Ausrüstung der Rettungsboote
aus einer roten Blechdose, darin eine Morphiumspritze. Hier trat nach 1958 auf Koh-
fahls Initiative eine Evolution ein, als deren `geistiger Vater´ er anzusehen ist.
In 1976 gewinnt er den damaligen Chefarzt der
Anästhesie des Cuxhavener Stadtkrankenhauses,
den Notfallmediziner Dr. Koch, der es übernahm,
ein einheitliches System von Rettungskoffern zu
entwickeln, die mit den verschiedensten Notfall-Medikamenten versehen
sind. Diese sind zusätzlich mit einem leicht verständlichen Zahlen- und
Farbcode versehen, statt nur der offiziellen medizinischen Bezeichnung.
Diese Koffer werden seither auf allen Seenotrettungskreuzern mitgeführt.
Damit ist eine leicht verständliche und ausführbare, Fehler vermeidende
(auch funkmedizinische) Versorgung durch die Seenotretter garantiert, wenn sich kein Arzt an Bord befindet.
Im Jahre 1971 bringt Dr. Kohfahl ein erstes Buch `Leitfaden für die Erste Hilfe im Seenot-Rettungsdienst´
heraus, in dessen Anhang auch die seinerzeit erstellte Checkliste übernommen wird. Sein zweites Buch
`Medizin auf See - Erste Hilfe - Weiter Behandlung - Diagnose´ folgt 1995. Darüber hinaus verfasste er noch
diverse Abhandlungen zur Schifffahrtsmedizin, z.B:
•
Langzeitreisen aus medizinischer Sicht - Wer kann, wer darf, wer sollte lieber nicht
•
Die Bordapotheke und nützliche medizinische Tipps
•
Selbstmedikation auf See?
Dazu kommt eine kontinuierliche Aus- und Weiterbildung der Retter zu
SAR-Rettungshelfern und ein ebenfalls von Dr. Koch auf den Rettungs-
kreuzern eingeführtes Telemetriesystem, mit dessen Hilfe EKG-Daten
eines Patienten von See in die Medico-Zentrale des Stadtkrankenhauses
Cuxhaven übermittel werden können, nach denen der Beratungsarzt u.a.
seine Beratung ausrichtet.
Mithin kann gesagt werden, dass der `Ursprung der Notfallmedizin der
DGzRS´ in Cuxhaven liegt, betrieben durch den `Nestor der deutschen
Seenotmedizin´, Dr. Meinhard Kohfahl.
Heute gibt es zusätzlich das Havariekommando mit seinen Verletztenver-
sorgungsteams (für größere Schadenslagen), wo die Zusammenarbeit mit
der Feuerwehr und DGzRS ins Spiel kommt. Die eingesetzten Notärzte
werden für den Einsatz auf See in Cuxhaven ausgebildet.
Am 29. Juni 1992 wird ihm für seine Verdienste um die Seenotrettung das
Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland am Bande verliehen. Der
damalige Leiter der DGzRS, Kapitän Klein, bezeichnet ihn in seiner Lau-
datio als "... Kristallisationspunkt bei unseren Bemühungen für mehr
medizinische Sicherheit auf See."
Dr. Meinhard Kohfahl war Praxisinhaber von 1957 bis 1990 und scheidet 2004 gänzlich aus der medizini-
schen Tätigkeit aus. Sein Sohn Dr. Jens Kohfahl übernimmt die Praxis 1990 als Teilhaber und im Jahre 2000
in Alleinregie.
Der Engagierte - nebenberufliche und ehrenamtliche Tätigkeiten
Von 1958 bis 1987 wirkt er als freiwilliger Arzt bei der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger
(DGzRS) bei Seenoteinsätzen im Bereich der Elbmündung und Nordsee mit. Danach leitet er noch weiterhin
für die DGzRS die "Arbeitsgruppe Medizin". Überdies betätigt er sich als Hafenarzt, wirkt mit als Mitarbeiter
im Katastrophenstab Nordsee, langjähriger Kreisbereitschaftsarzt und 1. Vorsitzender des Deutschen Roten
Kreuzes (DRK), 2. Vorsitzender des Ärztevereins Cuxhaven, Lehrkraft an der Berufsschule Cuxhaven in der
Arzthelferinnenausbildung, sowie im Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Maritime Medizin (DGMM).
Desweiteren ist er Mitglied des Jugendarbeitsschutzausschusses als Vertreter der Ärztekammer.
Gemeinsam mit Dr. Peter Koch ist er zuständig für die Organisation und wissenschaftliche Leitung des 1.
und 2. nationalen Symposiums über "Unterkühlung im Seenotfall" 1980 und 1982 in Cuxhaven 1982.
Der Segler
Gemeinsam mit dem Cuxhavener Segler Erich Böhm initiiert er die zweijährig ausgetragene `Regatta Helgo-
land-Edinburgh´ anlässlich der Nordseewoche, die 1968 erstmalig mit 5 teilnehmenden Crews gefahren
wird; heute sind es bis zu 50 teilnehmende Schiffe.
Weiterhin kann der begeisterte Segler, Dr. Kohfahl, als Mitinitiator der Regattaveranstaltung `The Real
International Admiral's Cap´ angesehen werden, die von 1978 - 1994 regelmäßig in Cuxhaven ausgetragen
wird.
Auch Gedichte verfasst der Mediziner. Hier eines zum Thema Segeln:
Segeln
Wir segeln in endlose Weiten,
das Ziel ist der Horizont.
Ihn zu überschreiten
hat noch keiner gekonnt.
Wir segeln in endlose Fernen
ruhelos über das Meer.
Wir richten den Kurs nach den Sternen.
Sie bleiben uns fern wie bisher.
Wir suchen die letzten Küsten,
getrieben von Freud und Weh,
obgleich wir wissen müßten
um die Unendlichkeit der See.
Wir wollen die Meere durchstreifen,
getrieben von Strom und Wind.
Wir wollen Dinge begreifen,
die unbegreiflich sind.
Wir suchen das Ende der Erde,
wir suchen den Anfang der Zeit,
damit uns verständlich werde
unsere Vergänglichkeit.
Abspann
Dank an
- Dr. Jens Kohfahl
- C. Deneker
Erstveröffentlicht: cuxpedia.de
Dr. Meinhard Kohfahl - Arzt und Segler
Der Mediziner