Haduloha
Haduloha geht als sächsischer Gau einher mit der Geschichte Alt-Sachsens. Es gehörte zum ursprüngli-
chen Kerngebiet des sächsischen Volksstammes.
Die Stammes-Sage
Die erste schriftliche Aufzeichnung der Stammesgeschichte der Altsachsen ist von Widukind von Corvey um
das 10. Jahrhundert überliefert. Sie ist eine volkseigene Aufzeichnung über das Entstehen des eigenen Eth-
nostaates. Der Wirklichkeitsgehalt einer solchen Sage ist umstritten, doch darf ein historischer Kern der
Überlieferung als sicher gelten. Widukind von Corvey berichtete in seiner Herkunftssage über eine Land-
nahme der Sachsen über die See und eine Landung im damaligen Gau Haduloha.
Die Lage
Der altsächsische Gau Haduloha umfasst das Gebiet zwischen der Münd-
ung der Elbe im Norden und dem Küstenstreifen zwischen Cuxhaven und
Bremerhaven im Westen, nicht jedoch dem Land Wursten. Er entspricht
somit der späteren Landschaft Land Hadeln, sowie den Geest- und Moor-
Gebieten rund um das heutige Bad Bederkesa. Den Kern stellte der Hö-
henzug der Hohen Lieth dar. Der Heimatkundler Eduard Rüther vermutete
die Südgrenze in den Mooren der Geeste-Niederung, die Ostgrenze in
den Höhen der Wingst und bei der Mündung der Oste. Mithin war es vom
Flächenumfang um ein Vielfaches größer als der Kreis Land Hadeln, wie
er bis in die 1970er Jahre Bestand hatte.
Der Name
Die Entstehung des Namens `Haduloha´, `Haduloh´ oder auch `Hatheleria´ liegt im Dunkeln, wird jedoch
meist als `Kampfwald´ gedeutet, wobei es sich aber vielleicht nur um eine Volksetymologie handelt. Aller-
dings gibt es verschiedene Erklärungen, die zum Teil einleuchtend, zum Teil auch abenteuerlich erschei-
nen:
Nach einer Erklärung, die aus dem Reich der Sagen stammt, kommt Haduloha von dem niedersächsischen
Wort "tho hahlen", weil die Bewohner des Landes von dem durch Ebbe und Flut entstandenen Landzu-
wachs immer mehr an sich nahmen und für sich nutzten.
Eine andere Auslegung: In grauer Vorzeit herrschte in Dänemark ein König, der seinen Sohn Frisonem als
Statthalter nach Friesland schickte. Als er daselbst eine geraume Zeit regiert hatte, zeugte er eine Tochter,
die er Wiegmet oder Wiemet nannte. Von dieser Wiegmet sollen drei Söhne entsprossen sein, als: Hadelri-
cus, Thietmarsus und Kadelinus, wovon die drei Länder Hadeln, Dithmarschen und Kehdingen ihren Namen
erhalten haben sollen.
Nach der alten Stammessage landete das Volk der Sachsen hier um 540 n. Chr. und eroberte nach schwe-
ren Kämpfen das Land von dem Thüringer König Ehrenfried. Der Kampf war für beide Seiten verlustreich.
Manch tapferer Recke musste hier sein Leben lassen. Darum nannten die Sachsen diese Gegend hadu
(Kampf) loha (Wald). Ihr sächsischer Anführer soll Hadelut geheißen haben. Einige Geschichtsforscher lei-
ten Haduloha von diesem Personennamen ab.
Andere Forscher leiten loh von liotan (althochdeutsch = wachsen) bzw. dem niederdeutschen lode = Spross
oder Schoß ab. Diese Ableitung führt zu der Deutung, dass loh als eine `wildbewachsene Fläche´, z.B. eine
Heide gesehen werden könnte. Der Namensbestandteil hadu bzw. hade wird auch in Zusammenhang mit
dem englischen hade gesehen, wo es Abhang oder Neigung bedeutet. Im Namen für die holsteinische Stadt
Hademarschen weist der Bestandteil hade auf die erhöhte Lage an der Kante hin. Zusammenfassend ge-
hen einige Forscher davon aus, dass Haduloha `Heidelandschaft an der Wasserkante´ bedeutet.
Beide Theorien haben ebenso viel Befürworter wie Ablehner.
Der Name ging später verloren, nur noch in der Bezeichnung für das Land Hadeln ist er rudimentär erhalten
geblieben. Um dieses Gebiet vom späteren Land Hadeln zu unterscheiden, wird Haduloha zuweilen `Altha-
deln´ oder auch `Großhadeln´ genannt.
Die Entwicklung
Widukind berichtete über die kriegerische Landnahme in eben diesem Elbe-Weser-Dreieck. Vom Land Ha-
deln her sollen, der Sage nach, die Sachsen das Land genommen haben.
Dem heutigen Forschungsstand lässt sich dazu entnehmen, daß Dithmarscher Volksgruppen der Reudinger
um ca. 100 n. Chr. in das Elbe-Weser-Dreieck eindrangen. Sie sollen damals mit Booten über die Elbe in
den Raum des heutigen Land Hadeln übergesetzt haben, was einen Inhaltsteil der Sage bestätigen würde.
Es ist davon auszugehen, dass es dabei Kämpfe um dieses von den Chauken oder Hauken bewohnte Land
gegeben haben muss. Auch dieses würde die Stammessage bestätigen. Trotz kriegerischen Auseinander-
setzungen bestand zwischen beiden Volksgruppen eine enge ingwäonische Stammesverwandschaft, da
Chauken und Reudinger demselben Kulturverband angehörten. Untermauert wird dies archäologisch durch
Topfformen und Geschirrfunde, welche eine große Gestaltungsähnlichkeit aufweisen.
Trotz vereinzelten Auseinandersetzungen kam es insgesamt zu einer friedlichen Stammesgründung, ähn-
lich wie bei den Franken und Alemannen. Belegt wird dies durch archäologische Fund, wie zum Beispiel die
Ausgrabung der Siedlungswurt Feddersen Wierde an der Weser im Lande Wursten, nördlich von Bremerha-
ven. Die kontinuierliche Besiedelung dieses Wurtendorfes weist keine kriegerischen Veränderungen auf. Es
ist eine durchgehende und harmonische Besiedlung des Dorfes in der Zeit von ca. 100 bis ca. 450 zu beob-
achten. Diese Beobachtung gilt auch für andere Ausgrabungen im Kernland der Sachsen, den Gauen Ha-
duloha und Wigmodien.
Diese weitgehend friedliche Besiedelung wird von verschiedenen Personen als Indiz gewertet, dass es kei-
ne Landnahme im heutigen Niedersachsen gegeben hat, sondern dass der gesamte Bereich Altsachsens
sächsisches Kernland war.
Es wird weiter davon ausgegangen, dass sich um das Jahr 150 der Name der Altsachsen im Elbe-Weser-
Dreieck für die Seeraubgruppen der Chauken, Reudinger und eventuell auch der Avionen gebildet hat.
Die ingwäonische Stammesverwandtschaft könnte sich weiterhin auch in einem gemeinsamen Wodankult
ausgedrückt haben. Dann könnte sich in den Sagengestalten Hengist und Horsa personifizierte Vertreter
der Chauken und Reudinger wiederfinden lassen. In der Sage sind Hengist und Horsa zwei gleichberech-
tigte Stammesführer, die sich in der Überlieferung zur angelsächsischen Landnahme bewahrt haben. Die
Namen der beiden Stammesführer bedeuten Hengst und Ross. Da das Pferd das Symboltier des auf einem
achtbeinigen Hengst, Sleipnir, reitenden Wodan ist, liegt eine direkte Deutung zum Wodanskult hin vor.
Die Verfassung
Die Verfassung der Altsachsen im Sinne einer Ordnungsgebung weist interessante, aus heutiger Sicht viel-
leicht erstaunliche, Merkmale auf.
Die Stammesteile
Das Stammesland der Sachsen teilt sich in vier Großräume auf: Der erste Großraum umfasst das Kernge-
biet, das Stammland der Altsachsen in Wigmodien und Haduloha, im Elbe-Weser-Dreieck gelegen. Von
Cuxhaven im Norden erstreckt es sich im Süden bis zu den Grenzen des Teufelsmoores bei Bremen. Die-
ses Kernland wurde von Chauken und eingedrungenen Reudingern bewohnt. Ein eigenes Rechtssystem
zeichnete dieses Kernland bis in die Zeit Karls des Großen aus. Weitere Großräume sind Engern (etwa LK.
Verden), Ostfalen (Großraum Hannover-Braunschweig) und Westfalen (etwa das heutige Westfalen des
Landes NRW.).
Für alle diese Stammesteile gab es eine Art Hauptversammlungsstelle, eine Thingstätte. Diese war in
Markelohe gelegen. Markelohe entspricht dem heutigen Marklohe bei Nienburg an der Weser.
Die wichtigste Hauptquelle, die über eine solche einmal jährlich stattfindende Thingversammlung berichtet,
ist die sogenannte Vita, die Lebensbeschreibung des Leifwin bzw. Leboin von ca. 920 n.d.Zw. Leifwin war
ein christlicher Missionar im Sachsenland. Er hatte Markeloh besucht und auf dem Thing das Christentum
verbreiten wollen. Er berichtete von der Zusammensetzung eines solchen Thinges mit zwölf Vertretern ein-
es jeden Stammes aus jedem Gau. Es ist weiter überliefert, dass die einzelnen Gaue Vertreter ihrer Land-
schaft wählten und alle zusammen dann einen Stammesverband bildeten. Auf einer solchen Versammlung
wurde Gericht gehalten und über Krieg und Frieden entschieden. Im Kriegsfall wurde dann ein Herzog als
Heerführer des Stammes gewählt. Ein Königtum war bei den Sachsen unbekannt.
Die Stände
Weiterer wichtiger Bestandteil der Verfassung war die Aufteilung in einzelne Stände, die in den Stammestei-
len jedoch unterschiedlich vorgenommen wurde.
Im Elbe-Weser-Dreieck und in Albingen, dem Land nördlich der Elbe, gab es im Gegensatz zu den anderen
dreiständigen Stammesteilen nur einen Stand der Freien mit wirtschaftlicher und spätzeitpolitischer Ober-
schicht, dem Edel. Hier lässt sich keine unterworfene Unterschicht finden, sondern nur gleichberechtigte
Sachsen nebeneinander. Wohl aber lässt sich eine wirtschaftliche Differenzierung feststellen. Diese Hierar-
chielosigkeit bleibt praktisch bis in die Gegenwart der Lande Hadeln und Wursten erhalten.
Die Verfassung der Sachsen sah weiter vor, dass die vom Kernland im Elbe-Weser-Dreieck ausströmenden
Altsachsen eines einheitlichen Standes der Freien mit ihrer kriegerischen Führungsschicht andere Stämme
in der Folgezeit in ihren Stammesverband aufnahmen. Die Altsachsen des Kernlandes bildeten dann die
Oberschicht, den Adel und die Frielinge. Dabei wurden der Adel und die Frielinge durch die Vorbevölkerung
der eingegliederten Stämme ergänzt. Insgesamt schlossen sich zum Sachsenverband folgende Altstämme
zusammen:
Der Stamm der Chauken, Stammesteile der Reudinger, die Angriwarier, ein Teil der Langobarden, ein Teil
der Sweben, ein eroberter Teil der Thüringer, die Bruktarier, die Cherusker, ein Teil der Hatten, der heutigen
Hessen, sowie, für Haduloha interessant, Teile der Friesen.
Der Glaube
In Altsachsen ließ sich ein ausgeprägter Wodanskult vorfinden, ebenso ein ausgeprägter Tyrkult, in der
späteren Namensform "Sachnot" genannt. Dazu wurden alle alten germanischen Götter verehrt. Dabei galt
der Sachnot, Tyr, als spezieller Schutzgott der Seeraubgruppen. Auch in heutiger Zeit lässt sich noch eine
Vielzahl von ehemaligen Verehrungsorten in der Namensgebung wiederfinden, wie in Godesberge, Thors-
berge u.ä.
In der Sonnenzeit, der Bronzezeit, war der Tyr noch oberster Gott des indogermanischen Raumes. Hier
werden heutzutage Parallelen zu dem Griechenwort Zeus und dem Lateinwort Deus gezogen. In der Eisen-
zeit wird dann Wodan Hauptgott der Germanen. Sein Symbol ist der Mond. Der Wechsel von einem sonni-
gen hin zu einem kühleren Zeitabschnitt in Germanien spiegelt sich auch in der Götterverehrung wider. Die
alten Götter wurden von den Sachsen bis in die Frankenzeit hinein verehrt. Erwähnenswert ist hier die Ab-
schwörungsformel der Franken, die die Sachsen bei ihrer erzwungenen Hinwendung zum Christentum auf-
sagen mussten:
"Versagest du dem Wodan unde Thunar unde dem Sachsennot un allen anderen Unholden!"
Zur Zeit der größten Ausdehnung umfasste der Stammesverband der Sachsen neben ingwäonischen auch
irmionische Volksgruppen. Der Stammesverband bildete somit eine große Kulturgemeinschaft aus Nordsee-
und Westgermanen. In dieser Kulturgemeinschaft galten Eichen, heilige Haine und Jedutenberge als heilige
Orte.
Weiteren Aufschluss über rituelle Handlungen geben heute Moorfunde mit Waffen-, Schmuck- und Kleider-
funden als Zeugnis über Opfergaben an die Götter. Daneben wurden auch Menschen- und Pferdeopfer ge-
funden.
Die Sprache
Das Plattdeutsche von heute ist die damalige Sprache der Sachsen. Es hat von allen lebenden germani-
schen Mundarten einen ältesten Lautstand bewahrt. Es ist eng mit dem von ihm abstammenden Englischen
und Holländisch-Flämischen verwandt. Ebenso, allerdings etwas entfernter, verhält es sich mit dem Friesi-
schen, dem Dänischen, dem Norwegischen, dem Isländischen und dem Schwedischen. Das heutige
Niederdeutsche ist damals die Mundartgrenze einer zweiten Lautartverschiebung gewesen. Unter Lautver-
schiebungen versteht man große überregionale Betonungs- und Sprachveränderungen, die in ihrer ersten
Ausbreitungswelle ganz Germanien erfassten. In einer zweiten Welle im 10. Jahrhundert wurde der nord-
deutsche Raum, der die Siedlungsgebiete der Sachsen umfasste, nicht mehr miterfasst. Daher trennt diese
zweite Lautverschiebung das Plattdeutsche vom Oberdeutschen und bewahrte eine ursprüngliche Form der
sächsischen Sprache. Die Grenze der zweiten Lautverschiebung deckt sich mit der Grenze der niederdeut-
schen Sprache einschließlich der heutigen Niederlande. Mecklenburg, Pommern und Brandenburg gehören
erst seit dem Mittelalter diesem Sprachraum an.
Die Seeraubzeit
Die Seeraubzeit der Altsachsen beginnt um 150 - 200 n. Chr. und ist eine direkte Fortsetzung der Seezüge
der alten Chauken. Die Sachsen verheerten immer wieder die gesamte gallisch-römische Nordsee und die
Atlantikküste. Auch Britanien wurde ständig angegriffen. Um sich gegen diese Angriffe zu schützen, errich-
teten die Römer einen Abwehrwall gegen die Seeräuber, den so genannten Limes Saxonicus. Da er sich in
den folgenden Jahrzehnten aber als wirkungslos erwies, konnten die Sachsen an den großen Flussmün-
dungen in Gallien sowie in England allmählich Fuß fassen. Die erfolgreiche Seeraubphase führte im Sach-
senland selbst zu erheblichem Wohlstand und Reichtum, was sich durch die Archäologie anhand von Grä-
berfeldern sehr gut nachvollziehen lässt.
Die Eroberung Britanniens
Im 4. Jahrhundert verlor Britannien seine römischen Schutzlegionen und gehörte formell nicht mehr zum
Römischen Reich. Rom musste seine Truppen abziehen, um mit ihnen die Rheingrenze gegen immer grö-
ßere und übermächtigere germanische Heeresverbände, im Kampf um die gallische Provinz, verteidigen zu
können. Um 449 griffen Sachsen, Angeln und Jüten gemeinsam nach den britannischen Inseln. Dieses führt
zu einer Abnahme der sächsischen Bevölkerung in den Küstenregionen in Folge der Besiedelung Britanni-
ens schwerpunktmäßig aus den Gauen Wigmodien, Bardengau, Haduloha. Anfangs von den Briten selbst
zu Hilfe gegen Pikten und Skoten ins Land gerufen, gründeten die germanischen Stämme in Britannien sie-
ben Stammesreiche: Kent, Sussex, Wessex, Essex, Ostangeln, Mercia, Bernicia und Deira.
Im ständigen Kampf drängten die Angelsachsen einen Teil der Briten an die Westküste, einzig Wales blieb
römisch-keltisch. Aus dieser Zeit stammt die Arthus-Sage, die von dem vergeblichen Kampf gegen die
Angelsachsen berichtet. Ein anderer, ganz erheblicher Teil der britischen Bewohner wurde ganz von der
Insel vertrieben und flüchtete nach Gallien. Die von ihnen bewohnte Landschaft heißt noch heute Bretagne.
Die Frankenkriege und ein erzwungenes Christentum
Als Karl der Große im Jahre 772 in Sachsen eindrang, schlossen sich die Sachsen aufgrund der beispiello-
sen militärischen Härte, mit der die christlichen Franken insbesondere gegen den Sachsen heilige Orte
wüteten, unter Herzog Widukind zu einem festen Verbund zusammen. Bis dahin waren die Sachsen noch
altgermanischen Glaubens.
Nach einer Teilbesetzung Sachsens durch die Karolinger kam es in der Folge immer wieder zu kleineren
Schlachten und Gefechten in den einzelnen Sachsengauen, z.B. im Jahre 779 bei Bocholt und 782 bei
Hameln, auf die das Blutgericht bei Verden folgte. Dort ließ Karl, um den sächsischen Widerstand vernich-
tend zu treffen, ca. dreitausend sächsische Heerführer und Adlige töten. Das auch für die damalige Zeit
ungewöhnlich grausame politische Verhalten lässt bis heute einen erheblichen Schatten auf das Bild Karls
des Großen fallen.
Dem seiner Oberschicht zum Teil beraubte Volk wurde neben der fränkischen Oberhoheit durch harte Ge-
setze zugleich das Christentum aufgezwungen. Damit sollten sich geistliche und materielle Ziele der fränki-
schen Politik verwirklichen. Karl ordnete unter Androhung der Todesstrafe die christliche Taufe an. Archäo-
logisch findet sich dafür die Bestätigung in den Gräberfeldern Niedersachsens. Danach finden sich keine
der bis dahin üblichen Brandgräber mehr, sondern nur noch beigabenlose Körpergräber mit einer Süd-Ost-
Ausrichtung, und nicht mehr die einer germanischen Religion entsprechende Nord-Süd-Ausrichtung.
Im alten Kernland der Sachsen, im Elbe-Weser-Land, kam es trotzdem zu schweren Kämpfen gegen die
vorrückenden Franken. Die allgemeine Notlage führte 783 zur letzten großen Schlacht an der Haade. Da-
nach zogen die Franken ein Jahr lang vernichtend durch die östlichen und 785 durch die bisher unbesetzten
nördlichen Gaue. Um dem großen Elend seines Volkes ein Ende zu bereiten, ergab sich der Sachsenher-
zog Widukind 785 Karl dem Großen. Als Zeichen seiner Ergebenheit ließ er sich in der Pfalz zu Attigny tau-
fen. Insgesamt fielen in diesen Kriegen ca. 160.000 Menschen oder wurden vertrieben.
Durch die Errichtung von Bistümern in Bremen, Münster, Paderborn, Verden und Minden wurde das Sach-
senland der Kirche unterstellt. Ebenso mussten die Sachsen von jetzt ab dem fränkischen Kaiser Steuern
entrichten.
Im Jahre 792 kam es zum letzten größeren Aufstand gegen die Franken, ausgelöst durch eine Zwangshee-
resaushebung anlässlich der Avarenkriege. Nachdem fränkische Heere ein volles Jahrzehnt lang Landstrich
um Landstrich in Sachsen verwüstet hatten, waren die Sachsen nach 799 nicht mehr in der Lage, erfolg-
reich Widerstand zu leisten. 25.000 Menschen wurden aus dem Elbe-Weser-Land zwangsausgesiedelt. Die
so entvölkerten östlichen Elblandschaften blieben den Slawen überlassen.
Im Jahre 841 - 843 fanden zwei endgültig letzte militärische Auseinandersetzungen der nördlichen Sachsen
mit dem fränkischen Reich statt. Einige aus dem dänischen Exil zurückgekehrte sächsische Häuptlingsfami-
lien vertrieben die neu eingesetzten fränkischen Grafen aus ihrem alten Land. Die Niederlage im so ge-
nannten Stellinger Aufstand Ende 843 manifestierte jedoch das Ende des sächsischen Freiheitsstrebens.
An dieser Stelle findet die eigenständige Geschichte des Sachsenstammes ihr Ende. Sie geht, wie die Ge-
schichte der anderen mitteleuropäischen Germanenstämme, in eine gemeinsame deutsche Geschichte
über, womit auch Haduloha in Vergessenheit gerät.
Der heutige Landkreis Cuxhaven umfasst das gesamte Gebiet des alten Gaus. Im Süden und Osten reicht
er jedoch wohl über die alten Grenzen hinaus und beinhaltet große Teile der Gaue Wigmodia und
Hostingabi oder Ostingabi.
Abspann
Dank an
•
Thomas Reyer zu Wigmodyn
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Haduloha Otterndorf
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Maic Gonych: Sachsen - hier aufgeführt:
•
Ernst F. Jung: Die Germanen, Augsburg 1994
•
Gerhard Hellwig: Daten der Weltgeschichte, München 1983
•
Heinar Schilling: Weltgeschichte, Berlin 1933
•
H. Löns: Die rote Beeke
•
Jakob von Richthofen: Zur Lex Saxonicum, Leipzig 1918
•
Kurt Pastenaci: Volksgeschichte der Germanen, Berlin 1936
•
Reinhard Wenskus: Stammesbildung und Verfassung, Köln 1977
•
Richard Drögereit: Haduloha und Hadugot, Gedanken zur Sächsischen Stammessage, Festschrift der
Männer v. Morgenstern, Bremerhaven 1959
•
Walter Wöhlke: Die Sachsen, Rotenburg 1973
•
Werner Haarnagel: Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern, Das Elbe- Weser-Dreieck III:
Exkursion, Brhv, Worpswede, Mainz 1976
•
Werner Pessler: Ethnographische Wellen des Sachsentums. Aufsatz in: Wörter und Sachen Bd. I,
München 1909
•
Werner König: dtV-Atlas zur deutschen Sprachgeschichte, München 1995
•
Wolfram Herwig: Quellen zur Geschichte des Mittelalters "Vita des Laifwin", Darmstadt 1982
•
siehe auch W. Lammers: Die Stammesbildung bei den Sachsen, Darmstadt 1957
•
Sigurt von Pfeil: Die Sachsensage bei Widukind von Corvey, Rotenburg 1969
Erstveröffentlicht: cuxpedia.de